Verwuzelte Schätze

Bis ich 18 Jahre alt war, hatte ich noch nie etwas von Frommetsfelden gehört. Ich bin nicht in GMS aufgewachsen. Das alte Schulhaus kenne ich nur von Erzählungen. Und Gott, unsern Vater, kannte ich ebenfalls nicht... bis ich im Sommer 2010 seine Liebe das erste Mal in der Gemeinschaft des Jugendkreises erlebte. Bedingungslos wurde ich angenommen. Ich glaube damals war keinem bewusst, wie sehr Gott durch ihre Gemeinschaft zu mir gesprochen hatte. Dank GMS bin ich ein Jahr darauf zu Christ for Asia. Dank GMS kann ich bibeltreue Theologie studieren. Dank GMS bin ich Prediger, Leiter und der Christ, der ich heute bin. Sechs Jahre bin ich Teil dieser Gemeinschaft. Und bis vor kurzem hatte ich keine Ahnung, mit wem ich es denn eigentlich die letzten 6 Jahre wirklich zu tun hatte.  Doch das sollte sich ändern. Friedrich gab mir diesen Sommer eine Jubiläumsausgabe des damaligen „GMSi“ aus dem Jahre 1997, die für das damalige 10-jährige Vereinsjubiläum erschien. Mir wurden die Augen für ein wunderbares Erbe geöffnet, dass Gott an diesem unscheinbaren Ort hervorgebracht hat. Folgende Zeilen verschiedener Autoren, in der Reihenfolge der damaligen Ausgabe, bewegen mich immer noch sehr:

Das Jubiläumsheft beginnt mit der Spannung zwischen Psalm 103,2-5 und Lukas 9,62. Zurückschauen um Gott zu loben, aber nach vorne schauen, um im Reich Gottes dienen zu können. Schon in den Festgrüßen springt mir die Aussage ins Auge: „… dass wir wieder jung werden, eigentlich ganz im Trend der Zeit. Diese Verjüngung brauchen wir als Gemeinschaft.“  Für mich ist es erstaunlich, dass das Heft mit folgenden Fragen nicht endet, sondern beginnt: „Was hat Gott mit unserer Zukunft vor? Will er nur das bewahren, was er uns gegeben hat? Bei Gott gibt es nie einen Stillstand, er will immer wieder mit uns weitergehen. Sind wir dazu bereit, persönlich und als Gemeinschaft?“ – Ilse Schoell

„Als sich einzelne von Jesus begeistern ließen und ihm nachgefolgt sind … ist 1972 eine Bewegung entstanden, die am 13.12.1986 zur Gründung von GMS führte.“ – Friedrich Horänder

„Wir sehnten uns nach mehr Gemeinschaft mit Christen, so wie es die Bibel schildert. Wir wünschten uns, mit anderen wirklich beten zu können und Gottes Reich wachsen zu sehen.“ „So wurde zunächst das spontane und übersprudelnde neue Leben durch Jugendstunden, Freizeiten und Belehrungen in biblische Bahnen gelenkt.“ „Wir entwickelten mehr geistliche Perspektive für die Zukunft.“ „Aus Jüngerschaftsschulen brachten viele junge Leute wichtige Impulse aus Erweckungsgebieten des weltweiten Leibes Christi. So wurde es üblich, sich auch an missionarischen Einsätzen zu beteiligen.“ – Pfarrer Reichert

„Gemeinsame Spaziergänge an den Wochenenden prägten und verbanden uns.“ „Was ich besonders von damals hervorheben möchte, sind die Zweierschaften.“ – Helmut Hauf

„Es würde unheimlich Spaß machen, mit Pfarrer Reichert zu diskutieren.“ „Jetzt wollten wir miteinander mehr von Gott erfahren und es war kein oberflächliches Diskutieren mehr, sondern gab Impulse für das tägliche Leben.“ – Werner Neudeck

„Was mir so gut an ihm gefallen hat, war einerseits seine witzige, ausgelassene und flippige Art, also echt gut drauf und andererseits eine tiefe Hingabe in der Nachfolge Jesu. Diese Kombination hat mich tief beeindruckt.“ - Norbert Knöll über Rainer Hessenauer

„Wir inspirierten uns gegenseitig mit anderen Gruppen aus der weiteren Umgebung in unserem Leben mit Gott.“ „Es war genau das, was als Sehnsucht in meinem Herzen gelebt hatte: Junge Leute in meinem Alter, die Gott als Realität erleben wollten und häufig gerade in dieser Gruppe tatsächlich erlebten.“ „Begriffe wie Verbindlichkeit, Zweierschaft, Jüngerschaft, Gaben und Begabungen, Berufung usw. lernten wir als wichtige Aspekte für unser persönliches Leben mit Gott und für unsere Gemeinschaft kennen.“ „Die Erfahrungen im Jugendkreis waren für mich wichtig und prägend für meinen ganzen weiteren Lebensweg.“ – Christine Schubert.

Zum Schluss schreibt Pfarrer. Hans Dürr in seiner Wurzelpredigt: „Wir wollen fruchtbar sein, bevor wir Wurzeln geschlagen haben. Aber das geht nicht. Wer im geistlichen Leben keine Wurzeln hat, kann auf die Dauer auch keine Frucht bringen.“

Nach dem Lesen all dieser Eindrücke und Zeugenberichte, wurde mir zum ersten Mal bewusst, welch ein mächtiges Wurzelwerk sich „unter der Oberfläche“ des GMS Vereins befinden musste, um ihn zu ernähren, zu tragen und in Stürmen fest zu verankern. Diese Gemeinschaft besteht aus Menschen, die wiederum aus Gott bestehen. Auf einmal begann ich wahrzunehmen, was mir vorher nicht bewusst war: Ich bin Teil eines gigantischen Erbes. Frucht eines Baumes, für den ich nun überaus dankbar bin, dass Gott mich in ihn hineingepfropft hat. Ich will ihm alle Ehre geben, indem ich ein guter Verwalter seines Erbes bin (Lk 19,11).

Ob jung oder alt, wir haben alle nur dieses eine Leben als Möglichkeit geschenkt bekommen, Gott mit einem persönlichen Opfer der Hingabe zu verehren. In dem Umfeld, wo wir stehen und in der Zeit in der wir leben, dürfen wir Gottes Gnade nicht vergeblich empfangen (1.Kor 6,1-2).

Offenbarung eines Erbes

Mich bewegt der Hunger, die Sehnsucht, das persönliche und gemeinschaftliche Gebetsleben, Bibellesen und die Gemeinschaft, mit Gott im Mittelpunkt, von denen ich lese, dass sie die Anfänge von GMS prägten. Heute tobt der Kampf um unsere Aufmerksamkeit mehr als je zuvor. Neue Medien, Videos, Movies, Apps, TV, Internet, Games. Unser Blick droht sich in einem Blitzlichtgewitter aus LEDs zu verlieren. Scheinbare Engel des Lichts, die unser Leben erleichtern und bereichern, lenken uns davon ab, in unserer kostbaren Zeit dem Licht der Welt zu folgen und das Licht der Welt zu sein. Und in alledem hält der Blick Gottes auf der ganzen Erde nach denen Ausschau, deren Herzen ungeteilt auf ihn gerichtet sind (2.Chr 16,9). GMS ist entstanden, weil Menschen ihr ganzes Leben und somit auch ihre Zukunftspläne nach dem Willen Gottes ausgerichtet haben. Sie haben ihn gefragt, gehört und sind ihm gehorsam gefolgt und Gott stand ihnen treu zur Seite. Ihnen war klar: Wir müssen mit Gott verbunden bleiben, denn getrennt von ihm können wir nichts tun. Und auch heute dürfen wir unseren Blick für das Grundsätzliche und das Wesentliche: Den Willen Gottes, nicht verlieren. Denn wenn wir Glauben haben wie ein Senfkorn, werden wir Berge versetzen. Und nichts wird uns unmöglich sein!

Verantwortungsvoll verwalten

Heutzutage haben wir größtenteils die Freiheit, unseren Herzenswünschen nachzujagen. Doch in einer Generation von Reset- und Replay-Buttons, müssen wir uns - vielleicht mehr als jede andere Generation vor uns - unsere Verantwortung gegenüber Gott bewusstmachen (Prediger 11,9); in allem was wir tun. Nur so können wir Gottes Willen erreichen: unsere Heiligung (2.Kor 7,1; 1.Thess 4,3; 1 Petr. 1,16). Das ist der einzige Weg, um sicher zu gehen, nicht lauwarm zu leben (Offb 3,16; Eph 5,16)!

Wir müssen stetig lernen Gott nachzujagen (Phil 2,12; 3,12) und durchzuhalten. Geduld ist eine Frucht des Heiligen Geistes, die sein Wort nicht leer zu ihm zurückkehren lässt, denn in der Geduld bringen wir Frucht. Kommen wir zur Ruhe und lassen unseren Blick neu ausrichten und schärfen. Suchen wir Gott mit aller Anstrengung, die wir aufbringen können! Machen wir unseren Raum weit, in unseren Herzen. Denn es ist immer noch genug Raum, um die Höhe, Breite und Tiefe seiner Liebe zu erfassen und neue Äste in sie einzupfropfen, von der auch Du ein Zweig bei GMS bist. Halt Dich an ihm fest: Phil 1,6!

Michael Gantke